Solange ich denken und mich erinnern kann, hatte ich schon immer eine Faszination mit glänzenden und glitzernden Dingen. Damit bin ich natürlich nicht allein: Viele Menschen sind absolut verrückt nach ihnen. Man muss einfach nur einmal ein Magazin aufschlagen oder sich beim Weg zum Supermarkt aufmerksam umschauen: Fast überall findet man diese glitzernden, scheinenden und glänzende Objekte.

Als Künstler sammelt (oder hortet) man immer gleichzeitig auch schönen Dinge.  So ist bei mir über die Jahre eine kleine (*nicht so kleine) Sammlung an v.a. goldenen und holographischen Dingen entstanden.

Allein deshalb schon habe ich mich oft humorvoll als ‘menschliche Elster’ vorgestellt. Das war eigentlich immer ein guter Gesprächsstoff, aber mehr eben auch nicht. Bis heute, denn heute möchte ich meiner Leidenschaft/Obsession für glänzende Dinge endgültig auf den Grund gehen.

Vielleicht noch kurz vorweg: Ich werde vermutlich keine definitive Antwort finden (wer tut das schon?), oder vielleicht sogar nichtmal zu einem wirklichen Fazit kommen warum ich – und mit mir viele andere Menschen – so fasziniert von diesen Glanzobjekten bin. Es geht hier einfach um ein paar offen ausgelegte Gedanken, mit denen ich meine inneren Motive, Beweggründe und Gefühle erforsche. Und vielleicht kannst du ja daraus auch etwas gewinnen.

Warum mögen wir überhaupt glänzende Sachen?

Das Offensichtlichste wäre natürlich, unsere Faszination mit dem glamourösen Leben der Reichen und Schönen zu verbinden. In der Tat assoziieren wir Glitzer und Glamour stark mit den Bildern von Reichtum und Luxus. Kann es also sein, dass wir damit nur ‘ein Stück’ dieses Traumlebens abhaben wollen? Wie erklärt man sich aber dann, das sich selbst Babys zu glänzenden Objekten hingezogen fühlen?

Überraschenderweise hat nicht nur mich diese Frage beschäftigt, sondern auch anthropologische Verhaltensforscher. Diese haben mehrere Studien gemacht, von denen einige einen Hinweis darauf gefunden haben, dass unsere Obsession mit glänzenden Objekten tatsächlich ein Artefakt unserer menschlichen Evolution ist und in unserem primitiven Verlangen nach Wasser als lebenswichtige Ressource verwurzelt ist.

Tests mit Neugeborenen haben gezeigt, dass eine Vielzahl der Teilnehmer versuchten, die glänzenden Objekte anzulecken. Andere Experimente fanden heraus, dass sich durstige Probanden eher zu glänzenden Bildern hingezogen fühlen.

“Unsere Vorliebe für Glänzendes könnte in dem primitiven Verlangen nach Wasser ihren Ursprung haben”

— Eric Jaffe

Beweist das nun irgend’ etwas? Vielleicht? Letzendlich sind es nur 6 Studien von den selben Forschern. Viel wichtiger ist jedoch, dass ich daraus keine Schlüsse für mich und meine künstlerische Vision ziehen kann. Also suche ich weiter.

Glanz als ein Zeichen des Perfektionismus?

Künstler – so wie auch viele andere Menschen – waren schon immer der Idee der Perfektion unterworfen. Gut oder schlecht, auch ich war lange Zeit Opfer dieses Gedankenkonstrukts. Kann es also sein, dass diese scheinbar makellosen, glänzenden Oberflächen nichts als ein Zeichen unserer Sehnsucht nach einer Welt ohne Fehler und Makel ist?

Vielleicht.

Dennoch ist es mir in den vergangenen 2 Jahren gelungen, mich mehr und mehr von dieser Idee ‘alles perfekt zu machen’ zu distanzieren. Es ist ein andauernder Prozess, bei dem ich dennoch schon einige kleine Siege auf dem Weg einfahren konnte. Ist meine Faszination für goldene, schimmernde und besonders holographische Dinge deswegen verschwunden? Im Gegenteil.

Ist Glanz die Uniform des Unverkenntlichen?

Ob du nun glänzende Dinge magst oder nicht, es lässt sich auf keinen Fall abstreiten dass Sie wie nichts anders ausschauen. Besonders holographische Objekte, da sie ja auch noch die Farbe wechseln können. Eine Eigenschaft, die nur wenigen Materialien und ausgewählten Tieren in Mutter Natur zu Gute kommt. Diese sind üblicherweise sehr markant, auffällig und unverkenntlich.

Vielleicht ist es also, weil diese Dinge ‘anders’ sind. Ich mag Dinge, die ‘anders’ sind. Es ist etwas, dass denke ich jeder Künstler auf seine Art erreichen möchte. Dennoch fällt es mir schwer, meine Leidenschaft für diese Objekte darauf zu reduzieren. Wie herzzerbrechend wäre das für meine künstlerische Vision? Und wenn ich nur um jeden Preis ‘anders sein möchte’, gibt es dann nicht noch eine Million andere Wege, dies zu erreichen?

Fazit: Was bedeutet das für mich als Künstler?

Wie eingangs erwähnt, habe ich immer noch keine definitive Antwort darauf, wo die Wurzel meiner Leidenschaft für diese Dinge liegt. Deswegen fällt es mir auch schwer, darauf irgend’ ein Fazit zu ziehen. Und dennoch erkenne ich darin ein eindeutiges Motiv meiner Auffassung als Künstler.

Gold, Glanz und Glitzer waren und sind etwas, das ich schon immer anstrebe : Eine Form des extremen Ausdrucks. Zu viel für die Einen, faszinierend für die Anderen.

Und dennoch repräsentiert es gleichzeitig etwas sehr Natürliches, die Reflektion unseres Lichts. Während ich also zwischen diesen Unermesslichkeiten hin- und herstolpere, kann ich mir auch die Zeit nehmen, die von Mutter Natur gegebenen Schönheiten zu genießen.

Das war mein Senf zu der Sache. Ich hoffe, dass du daraus etwas mitnehmen konntest, und wenn es auch nur die Idee ist, selber einmal deine Motive, Leidenschaften und Obsessionen zu hinterfragen. Dann war es nicht ganz nutzlos.

Und wenn nicht, dann habe ich hier noch einen kleinen Fun-Fact für dich: Elstern mögen eigentlich gar keine glänzenden Objekte. Das ist ein Mythos. Und schon wieder was gelernt!